“Der beste Geburtstag meines Lebens”

Für viele Menschen is der Geburtstag einer der schönsten Tage im Jahr. Alles scheint sich um die eigene Person zu drehen. All deine Freunde wissen bescheid und kommen dich besuchen um dir zu gratulieren und dir ihre Glückwünsche auszusprechen. Doch was, wenn man sich an seinem Geburtstag fernab der eigenen Heimat befindet? In einem Land, in dem dich niemand außer deinem Partner kennt?

Seit schon fast zwei Jahren reisen wir nun um die Welt. Es ist Annikas zweiter Geburtstag auf Reisen und weil ihr Geburtstag letztes Jahr in Vietnam – wenn auch sehr lustig, wir wurden vom Besitzer des Hotels in welchem wir übernachteten mit zu seinen Nachbarn genommen und abgefüllt (siehe Video vom letzten Jahr) – ziemlich verregnet war, habe ich mir für dieses Jahr ein umso besseres Programm überlegt.

Wir befinden uns gerade in einem unserer absoluten Lieblingsländer: Thailand. Genauer gesagt sind wir gerade in Chiang Mai, der “Blume des Nordens”. Was ich vor habe, wird alle ihre bisherigen Geburtstage in den Schatten stellen.

An Annikas letztem Geburtstag wurden wir von Vietnamesen abgefüllt.

Überraschung

Ich wecke Annika bereits um halb 7 in der Früh und sie ahnt noch nichts, beschwert sich sogar ein wenig über diese “unmenschliche Zeit” an ihrem Geburtstag. Wir frühstücken ein Stück Kuchen und schwingen uns auf den gemieteten Roller. Eine halbe Stunde später kommen wir am ersten Ziel des Tages an: einer winzigen Landebahn – sofern man die langgezogene Wiese eine Landebahn nennen kann.

Bevor wir jedoch an der Reihe sind, sind erst noch ein paar Chinesen an der Reihe. Das haben wir nun von unserer deutschen Pünktlichkeit. In Asien geht man davon aus, dass jeder gefühlt mindestens eine Stunde zu spät kommt. Zum Glück müssen wir nur rund 30 Minuten warten bis wir dran sind.

Dann geht es los. Im Ultraleichtflugzeug erheben wir uns über die Reisfelder und haben eine fantastische Aussicht auf das Umland. Außerhalb der Stadt ist die Gegend wirklich wunderschön. Unter uns wechseln sich Reisfelder und kleine Dörfer ab, hier und da sieht man einen Tempel und das Highlight ist die Kurve über dem örtlichen Staudamm.

Der Rundflug über Chiang Mai wird uns für immer in Erinnerung bleiben.

Nach knapp 15 Minuten ist der Flug leider schon wieder vorbei und wir sinken langsam unserem Ausgangspunkt entgegen. Aber was ist das? Aus dem sonst flach bebauten Umland sticht ein mehrstöckiges Hotel hervor. Doch warum hat es keine Fenster und warum ist der Pool so grün? Das müssen wir uns ansehen.
Ein weiterer Lost Place für unsere Liste

Nach der sicheren Landung setzen wir uns auf den Roller und fahren Pi mal Daumen in die Richtung des Hotels und tatsächlich finden wir es auf Anhieb. Ein Hoch auf den natürlichen Orientierungssinn des Menschen. Und die einfache Straßenführung, denn so viele Möglichkeiten um sich zu verfahren gab es nicht.

Bereits von der Straße aus kann man erkennen, dass das Gebäude verlassen ist. Wir verstecken den Roller hinter einem Busch auf dem Gelände, schnappen uns unsere Kameras und betreten das Geisterhaus. Stockwerk für Stockwerk arbeiten wir uns weiter nach Oben bis wir schließlich auf dem Dach des ehemaligen Hotels stehen. Hier zeigt sich mal wieder, egal wo auf der Welt man ist. Graffitikünstler sind überall gleich, denn überall finden sich Zeichnungen von Penissen.

Wir genießen eine Zeit lang die Aussicht auf den Garten der Anlage und die Berge in nicht allzu weiter Ferne und arbeiten uns die Treppen auf der anderen Seite des Hauses wieder herunter. Zum Schluss noch ein Besuch in der Lobby und weiter gehts mit dem Roller zur nächsten Überraschung des Tages.

Überraschung: Lost Place Nummer Zwei

Ein weiterer Lost Place steht auf meinem Programm. Diesen haben wir schon vor ein paar Tagen durch Zufall entdeckt, als wir auf dem Weg zu einem nahegelegenen Nationalpark waren. Wir fahren auf das Gelände und parken hinter dem – tja, es ist schwer zu sagen was es mal werden sollte. Vielleicht ein Einkaufszentrum oder ein Apartmentkomplex?

Über eine größere Stufe klettern wir von Hinten in das Anwesen und sind erst mal baff. Hier hat sich die Crème de la Crème der örtlichen Graffitikünstler verewigt. Ein Meisterwerk ist schöner als das andere. Alle wirken sehr hochwertig und es macht Spaß die vielen kleinen Details der Gemälde zu bestaunen.

Über die Treppe geht es weiter nach oben. Mit zunehmender Höhe nimmt die Qualität der Bilder ab, bis wir auf den oberen Stockwerken erneut auf die altbekannten Penisse treffen. Das Objekt ist nicht so hoch wie das Hotel, befindet sich dafür jedoch im Zustand eines Rohbaus. So sind wir zügig damit fertig und fahren nach Hause.

Auch das Mittagessen ist etwas besonderes für uns

Zum Mittag lassen wir es heute mal wieder richtig dekadent krachen. Wir fahren zu Beast Burger, dem wohl besten Burgerrestaurant in ganz Chiang Mai. Der Fastfood ist hier richtig hochwertig und unglaublich lecker, dafür aber auch minimal teurer.

Natürlich kein Vergleich zu Preisen in Europa – wir sind schließlich immer noch in Thailand – und so hauen wir uns guten Gewissens den Bauch voll. Zum Vergleich, normal zahlt man für eine gute Mahlzeit 40 bis 60 Baht (was etwa 1 bis 1,5 Euro entspricht) und ist danach pappsatt.

Überraschung: Noch ein Lost Place

Habe ich schon erwähnt, dass wir total auf Lost Places abfahren? Nein? Naja spätestens jetzt dürftest du es wissen. Nachdem haben wir auf dem Weg zum Grand Canyon einen weiteren Lost Place gesehen. Dieser sollte der letzte Punkt auf der Tagesordnung sein.

Mit vollem Magen fahren wir blind drauf los. Wo genau war der noch gleich? Keine Ahnung, ist aber auch egal, wir haben schließlich alle Zeit der Welt ihn zu suchen. Wir tuckern gemütlich durch Chiang Mai und siehe da, auch dieses Mal lässt mich mein Orientierungssinn nicht im Stich.

Einen Sturz in den leeren Fahrstuhlschacht würde man wohl nicht überleben.

Es handelt sich um den höchsten Lost Place, den wir bisher betreten haben. Ein ehemaliges Hochhaus mit hunderten Wohnungen. Wir nehmen die Treppe nach ganz oben, wo sich eine zerfallene Aussichtslounge befindet und genießen die Aussicht über die Stadt. Den Aufzug können wir leider nicht nehmen. Ein Blick in den leeren, bedrohlich tiefen Schacht lässt uns den Atem stocken.

Dann arbeiten wir uns Stockwerk für Stockwerk nach unten, schauen uns ein paar Wohnungen an und entdecken das Nachtlager eines Obdachlosen. Schnell weg hier, bevor er zurück kommt und uns ärger macht.

Zum Schluss statten wir draußen dem Pool noch einen Besuch ab und kämpfen uns dann über die mit Schutt bedeckte Treppe hinunter in die Garage und von dort zurück zum Eingang. Was für eine Erfahrung.

Geburtstag absolut gelungen

Nachdem wir zurück in unserem Airbnb angekommen sind kuscheln wir uns zusammen ins Bett, machen uns einen Film an und schauen nebenbei durch die Fotos und Videos, die heute entstanden, und sind einfach nur begeistert.

Annika schaut mir in die Augen, gibt mir einen Kuss und sagt dann: “Das war der beste Geburtstag meines Lebens.”. Mission Completed. Ich hoffe nur, ich habe die Messlatte nicht zu hoch gehängt, denn wer weiß wo wir nächstes Jahr sind und wie das Wetter sein wird…