“Mũi Né”, oder für den Europäer einfach nur Mui Ne, ist ein kleines Fischerdorf in der Provinz Binh Thuan im Süden Vietnams. Bekanntheit erlangte das kleine Städchen vor allem durch den Bade- und Kitesurf-Tourismus. In Mui Ne herrscht eigentlich immer genügend Wind zum Surfen. Zum Baden muss man aufgrund der relativ hohen Wellen aber erst einmal einen passenden Strandabschnitt finden.
Denn obwohl Mui Ne laut Atlas eigentlich nur eine kleine Landzunge von wenigen Kilometern Breite und Länge ist, so erstreckt sich die Stadt in der Realität über run 30km der Küste. Doch es handelt sich keineswegs nur um Strand. Stellenweise, vor allem am langgezogenen, linken Arm der Stadt, befinden sich Ho(s)tels, Bars und Restaurants direkt am Meer und der “Strand” in diesen Bereich ist komplett überflutet.
Dort hämmern Wellen gegen die mit Steinen und Beton verstärkte, schräg abfallende Promenade, die die Anlagen vor dem Abrutschen ins Meer bzw. vor deren Unterspülung schützt. Wer hier ins Wasser geht, muss schon ein wenig lebensmüde sein, denn die Wellen können einen Körper so hart gegen die Steine schleudern, dass man sich etwas bricht oder das Bewusstsein verliert und ertrinkt.
Dafür ist es um so schöner auf der Terrasse des Hotels zu sitzen, den Wellen beim Aufprallen zuzuschauen und ab und zu einen kleinen Spritzer Wasser als Erfrischung abzubekommen. Aber es gibt auch ausgedehnte Sandstrände rund um Mui Ne, auf denen es sich prima in der Sonne entspannen und im Meer baden lässt.
Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Mui Ne
Mui Ne hat aber noch viel mehr zu bieten als Strand und Meer. Ein paar der örtlichen Sehenswürdigkeiten muss man bei einem Besuch einfach gesehen haben, denn sie sind ungewöhnlich wie auch zugleich faszinierend. Am besten nimmt man sich vor Ort einfach einen Roller (ca. 4-6€ pro Tag, je nach dem wie gut man handelt und wie alt der Roller ist) und fährt damit die verschiedenen Ziele nacheinander ab.
Das kann man locker an einem Tag schaffen oder man nimmt sich etwas mehr Zeit und macht zwei Tagestouren daraus. Es kommt natürlich auch auf den eigenen Geldbeutel an, wie lange man letztendlich braucht, denn wer gerne ein paar Euros investiert, der kann mit unbezahlbaren Erlebnissen rechnen, braucht aber auch etwas mehr Zeit.
Red Canyon und der Fairy River
Das erste Ziel ist der Red Canyon. Hier hat der Fairy River in Jahrtausenden ein besonderes Schauspiel der Natur geschaffen.
Das Flussbett und der Canyon bestehen zum größten Teil aus rotem Sand und Sandstein. Korrosion durch Regenfall, sowie der mittlerweile fast ausgetrocknete Fluss, haben hier dafür gesorgt, dass der Sandstein auf sehr eindrucksvolle Weise ausgewaschen wurde.
Da der Fels an verschiedenen Stellen unterschiedlich hart ist, entstanden so mit der Zeit die ungleichmäßigen Furchen. Der ausgewaschene Sand wurde dann vom Fluss gen Meer getragen, setzte sich aber auch immer wieder auf dessen Grund ab.
So ist es heute möglich, fast den kompletten Fluss bzw. dessen so gut wie ausgetrocknetes Flussbett bis zu einem kleinen Wasserfall hinauf zu laufen.
Wandert man den Fluss entlang, so befinden sich zur linken Seite meist die ausgewaschenen Felsen, die immer wieder von herunterrutschenden Sanddünen unterbrochen werden.
Auf der rechten Seite hingegen, findet man alle zwanzig Meter eine Bar oder ein Restaurant. Für unter einem Euro kann man hier ein kaltes Bier, eine Kokosnuss oder eine andere Erfrischung genießen und den Touristen beim Watten durch das Flussbett zuschauen.
Was einem wohl als erstes an den Bars auffällt, ist, dass hier alles auf die zahlreichen russischen Touristen ausgelegt zu sein schein. Speisekarten gibt es neben der Landessprache mit etwas Glück auch mit englischem Untertitel unter dem vietnamesischen Buchstabensalat. Auf der anderen Seite der Karte jedoch, ist alles noch einmal in perfektem Kyrillisch abgedruckt. Dazu dröhnt aus den Lautsprechern der Bars russischer Schlager-Pop.
Wir ließen uns davon jedoch nicht beirren und wanderten munter dem Wasserfall entgegen. Das Wasser im Flussbett war selten tiefer als unsere Fußknöchel.
Nur an einer Stelle mussten wir durch etwa 5 Meter knietiefes Wasser schlendern. Doch das war eine willkommene Abkühlung, nachdem wir zuvor durch die brennende Sonne wanderten und einige der am Rand der Schlucht aufgetürmten Berge aus feinem, roten Sand erklommen.
Red Dunes
Wenn man mit dem Red Canyon fertig ist und noch etwas Zeit hat, fährt man am besten direkt weiter zu den Red Dunes. Diese sind vom Wasserfall aus nur wenige Kilometer entfernt und liegen etwa 200-300 Meter hinter dem Strand.
Zwischen den Dünen und dem Meer haben sich verschiedene Resorts angesiedelt. Außerdem gibt es auf der Seite der Dünen diverse kleine Läden, die Touristen Getränke und Snacks zu überteuerten Preisen anbieten.
Nachdem man den Roller auf der gegenüberliegenden Seite der Straße geparkt hat, wird man als erstes von diversen einheimischen Kindern belagert, die für zwei bis drei Euro Plastikmatten verliehen, auf denen man die Sanddünen hinunter rutschen kann.
Überquert man die Straße, steht man auch schon mitten in den Dünen. Diese schimmern lediglich leicht rötlich. Nicht zu vergleichen mit dem Rot des Red Canyon aber dennoch als solches wahrnehmbar. Hat man erst einmal die ersten Dünen erklommen, fühlt man sich schon ein wenig, als stände man gerade in einer Wüste.
Vor allem wenn die Sonne nicht von Wolken bedeckt wird, kann das Auf- und Abwandern ziemlich schweißtreibend sein. Zum Glück wehte bei unserem Besuch permanent ein leichtes Lüftchen vom Meer herüber, was uns etwas Abkühlung verschaffte.
White Dunes
Als nächstes stehen die White Dunes auf dem Programm. Diese sind jedoch ein Stückchen weiter weg. Rund 30 km weit ist die Anfahrt. Daher bietet sich für die White Dunes ggf. ein Tagesausflug an. Vor allem, da man hier gleich mehrere Stunden verweilen kann, sofern das eigene Budget dafür ausreicht.
Die White Dunes liegen fast zwei Kilometer vom Meer entfernt im Landesinneren. An sie grenzt unmittelbar ein See namens Bau Trang an. Dieser wird auch Lotus See genannt.
Die weißen Dünen und der dunkelblaue See ergeben einen schönen Kontrast, den man bereits von weitem sehen kann, wenn man die Hauptstraße an der Küste entlang fährt.
Das Gebiet der weißen Dünen ist etwas größer als das der roten Dünen in Mui Ne. Da rings herum Niemandsland ist und das nächste Dörfchen touristisch quasi gar nichts zu bieten hat, haben sich ein paar Einheimische direkt neben den Dünen angesiedelt und bieten ihre Dienste zahlungswilligen Touristen an.
Man kann zum Beispiel auf Straußen reiten, im Lokal ein kaltes Getränk genießen oder etwas zu Mittag essen. Das absolute Highlight ist jedoch der Quadverleih. Für rund 15€ kann man eine halbe Stunde lang durch den Sand brettern.
Die Dünen sind wesentlich höher als die Red Dunes. Dementsprechend anstrengend ist auch das Erklimmen selbiger. Man sollte darauf achten, genügend Wasser mit zu nehmen, sich ordentlich mit Sonnencreme einzuschmieren und einen Hut oder eine Kappe zu tragen. Sonnenbrillen schaden ebenfalls nicht.
Essen
Verhungern muss man in Mui Ne definitiv nicht. Das Dorf lebt seit jeher von der Fischerei. Dementsprechend servieren die meisten Restaurants Fisch und Meeresfrüchte. Doch auch wer keinen Fisch mag, wird kulinarisch auf seine Kosten kommen.
Auch wem ein Restaurant zu teuer ist, wird nicht hungern müssen, denn auch in Mui Ne gibt es die für Vietnam typischen Garküchen und Snackbuden am Straßenrand. Besonders beliebt unter den Vietnamesen ist das sogenannte Bánh mì.
Bánh mì ist der Oberbegriff für belegte Brote aller Art. Verwendet wird üblicherweise ein knackiges, kurzes Baguette. Diese wurden während des Kolonialismus von den Franzosen eingeführt und haben sich seit dem tief in der Kultur integriert.
Während man an so gut wie jeder Ecke ein Bánh mì bekommt, ist die Zusammensetzung jedoch jedes mal völlig unterschiedlich. Kein Brot gleicht dem eines anderen Standes. Mit preisen zwischen 50 bis 80 Cent pro Stück ist das Bánh mì nicht nur ein Stück vietnamesische Tradition und Kultur sondern auch ein ausgezeichneter Snack für Zwischendurch oder gleich der Ersatz für eine ganze Mahlzeit.
Tatsächlich haben wir uns über Tage hinweg fast ausschließlich von Bánh mì ernährt und da es jedes Mal etwas anders schmeckt wird es eigentlich auch nie langweilig. Meistens wird das Baguette mit Fleisch (Huhn, Schwein oder Rind), Schmierkäse oder Eieromelett belegt. Dazu kommt häufig auch eine Pastete aus Fleisch, Gurke, Tomate, Fischsauce, Chillisauce und eingelegte Karotten. Was aber auf keinen Fall fehlen darf, ist der lange Koriander.
Soviel zum Essen für den kleinen Geldbeutel. Wenn man etwas mehr Geld ausgeben möchte, sollte man unbedingt abends die Promenade rund um die Stadt oder die Straße Nguyễn Đình Chiểu entlang schlendern und es sich in einem der vielen Fischrestaurants gemütlich machen.
Neben Fisch und Meeresfrüchten in so gut wie allen Variationen gibt es in vielen Restaurants noch weitere Spezialitäten der Region. Spanferkel wäre zum Beispiel erwähnenswert. Es geht aber auch noch eine Nummer exotischer: Spankrokodil.
Richtig gelesen. Wer seinen Gaumen auf eine besondere Kostprobe stellen möchte, kann in Mui Ne Krokodil vom Spieß probieren. DIe Tiere werden vom Schwanz bis zum Hals gehäutet und anschließend über glühenden Kohlegrills so lange gedreht, bis sie genießbar sind. Wir haben uns jedoch von Freunden sagen lassen, dass das Fleisch recht zäh und geschmacklos ist, weshalb wir darauf verzichteten.
Bezahlt werden Fisch und Meeresfrüchte im Restaurant üblicherweise nach Kilogramm bzw. in 100 Gramm Schritten. Beilagen sind je nach Restaurant inklusive oder auch nicht.
Wem Seafood nicht zusagt, der bekommt für unter 1,25 € auch einen Kebab und sogar vegetarische und vegane Restaurants haben sich in Mui Ne angesiedelt um alle möglichen Geschmäcker und Lebenseinstellungen abzudecken. Serviert werden neben Tofu und Soja-Gerichten vor allem gebratenes Gemüse und Reis.
Übernachten
Die Übernachtungsmöglichkeiten in Mui Ne sind genau so vielfältig wie die Möglichkeiten zu Speisen. Für jeden Geldbeutel ist etwas dabei. Sei es, man ist ein Backpacker der auf jeden Cent achtet oder man ist ein reicher Russe, der mit dem Geld nur so um sich schmeißt.
Für ein modernes Resort zahlt man zwischen 50 und 100 € pro Nacht, je nach Lage und Ausstattung des Zwei-Bett- oder Doppel-Zimmers. Wer noch mehr Luxus benötigt, dem ist nach Oben fast keine Grenze gesetzt. Einige Resorts bieten kleine Villen inklusive eigenem Pool ab 300-400 € pro nach an und wir sind uns sicher, dass man mit etwas Recherche etwas noch teureres finden kann.
Für den kleinen Geldbeutel empfiehlt sich ein Hotel oder Hostel in Meeresnähe. Diese sind mit rund 5 € pro Person im Dorm oder mit ca. 12 € für ein Doppelzimmer pro Nacht wesentlich günstiger. Natürlich gilt auch hier: je mehr man ausgibt, desto mehr Luxus darf man erwarten. Wir waren jedoch von unserer 5 € Dorm im Mui Ne Backpackers Resort sehr positiv überrascht. Pool inklusive!
Fazit
Mui Ne ist ein schönes, kleines Städtchen im Südosten Vietnams. Bei einer Reise von Norden nach Süden oder umgedreht, sollte man definitiv ein paar Tage her kommen, verweilen, die Sehenswürdigkeiten abklappern und sich das örtliche Essen schmecken lassen. Sportbegeisterte können Kitesurfen lernen und wanderbegeisterte haben gleich die dreifache Portion Sand zum Austoben zur Verfügung. Für uns hat sich der Besuch auf jeden Fall gelohnt und wir würden jeder Zeit wieder her kommen.
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