Ein Night Market in Chiang Mai

In Chiang Mai ist es wie in so gut wie jeder thailändischen Stadt. Wer hier vergeblich nach etwas zu Essen sucht, würde auch in einem Getränkemarkt verdursten. Neben den unzähligen Restaurants, die man in fast jeder Straße findet, esse ich jedoch am liebsten auf einem Night Market.

Es gibt die unterschiedlichsten Night Markets. Einige, wie der Saturday Night Market in der Wua Lai Road, sind riesig, andere wiederum bestehen aus lediglich zwei oder drei Ständen. Dazwischen findet man Nachtmärkte in nahezu jeder Größenordnung.

Warum es mich immer wieder auf die Night Markets zieht und warum ich sie sogar jederzeit einem Restaurantbesuch vorziehen würde, möchte ich dir in diesem Beitrag näher bringen. Dazu gibt es tonnenweise Bilder. Doch auch die Schattenseiten möchte ich kurz beleuchten.

Wie findet man einen Night Market?

Einen Night Market oder Nachtmarkt zu finden ist wirklich nicht schwer. Du setzt dich einfach auf deinen gemieteten Roller, winkst dir ein rotes Taxi heran, steigst in das nächste Tuk Tuk oder gehst einfach zu Fuß. Wohin? Das spielt im Prinzip keine Rolle, denn mit den Nachtmärkten ist es wie mit Sand am Meer.

Egal in welche Richtung du gehst oder läufst, früher oder später wirst du einen Night Market finden. Ob es einer der riesigen, sehr touristischen ist oder ein kleiner, auf dem du ausschließlich auf Locals triffst, sei einmal dahin gestellt.

Natürlich kannst du auch nach dem Weg fragen oder bei Google nachsehen. So findest du zumindest schonmal die ganz großen Märkte der Stadt. Es kann aber immer mal passieren, dass man ankommt und alle Buden dicht sind. Das kommt immer auf etwaige Wochen- und Feiertage an. Ist aber halb so wild, denn der nächste Markt ist sicher nicht weit.

Was ist der Saturday Night Market, warum heißt es Walking Street?

Der Saturday Night Market findet, wie der Name vermuten lässt, nur samstags statt. Den Beinamen Walking Street hat er, da er in der Wua Lai Road in Chiang Mai statt findet. Tagsüber und unter der Woche auch abends, ist dies eine vielbefahrene Straße.

Am Samstagabend, sobald die Sonne untergeht, wird die Straße jedoch für den öffentlichen Verkehr gesperrt und tausende Händler bauen ihre Stände auf. Von der Abzweigung der Nantaram Road bis zur Kreuzung Chang Lor Road/Rat Chiang Saen Road kann man dann die ca. 1km lange Wua Lai Road zu Fuß erkunden – und es gibt viel zu entdecken.

Zu beiden Enden der Straßen gibt es Parkmöglichkeiten für den eigenen Roller. Da so viel los ist, kostet das Parken in unmittelbarer Nähe eine Kleinigkeit. Wir zahlten einmalig 15 Baht (ca. 40 Cent). Man kann zwar auch weiter weg parken und zu Fuß herlaufen aber wir waren dafür zu Faul und da es einen Aufpasser gab, ließen wir bedenkenlos Handy und Akkupack im Roller.

Wer mit Tuk Tuk, Taxi oder Uber anreist sollte keine Probleme haben zurück nach Hause zu finden, denn zu beiden Enden der Walking Street stehen Tuk Tuks und rote Sammeltaxis bereit um die Leute abzukarren.

Was erwartet dich auf dem Saturday Night Market in Chiang Mai?

Der Saturday Night Market ist etwas anders als die Nachtmärkte, die wir bisher in Thailand besucht haben. Bisher waren wir immer auf kleinen bis mittelgroßen Märkten und ich finde selbst die Khao San Road ist kein Vergleich zur Walking Street in Chiang Mai.

Die ist zwar auch recht groß aber bei weitem nicht so überfüllt. Das liegt wohl daran, dass es in Bangkok mehr feste Ladengeschäfte gibt und auch einen McDonalds findet man in der Khao San Road. In Chiang Mai hingegen gibt es fast ausschließlich Straßenstände.

Nur hier und da gibt es ein normales Restaurant oder ein Hostel, doch die fallen so gut wie gar nicht auf und meistens stehen auf der Straße davor noch ein paar Buden, so dass sie noch mehr untertauchen. Auch die extrem laute Musik, die in der Khao San Road aus den Bars dröhnt, habe ich hier (nicht) vermisst.

Grob gesagt lässt sich das Angebot auf dem Saturday Night Market in Chiang Mai in sechs Kategorien einteilen:

  • Essen und Trinken
  • Kunsthandwerk
  • Kleidung und Schmuck
  • Ramsch und Souvenirs
  • Körperbehandlungen und -pflege
  • Behinderte, Bettler und Betrüger

Zu jedem dieser Punkte möchte ich im Folgenden ein paar Worte verlieren, dir sagen was ich daran gut fand und was vielleicht nicht so optimal war.

Essen und Trinken

Okay, zu Essen und Trinken kann ich nicht wirklich ein schlechtes Wort verlieren. Das Angebot ist der Wahnsinn. Es gibt so viel zu essen, dass man schon einige Male herkommen müsste um all die verschiedenen Gerichte wenigstens einmal probiert zu haben.

Auf der Hauptstraße ist jeder fünfte Stand eine Fressbude und alle paar Hundert Meter gibt es zur linken oder rechten Seite einen kleinen Platz, auf dem nur Street-Food-Stände stehen. Man bekommt einfach alles. Egal ob du Karnivore, Vegetarier oder Veganer bist, niemand muss hier hungern.

Das fängt bei den üblichen thailändischen Verdächtigen wie Sticky Rice mit Mango an und bewegt sich über das gute alte Pad Thai hin zu etwas außergewöhnlicheren Spezialitäten wie frittiertem Tintenfisch, welcher mit verschiedenen Gewürzmischungen (z. B. Hot & Spicy, Pizza oder BBQ) bestreut wird.

Preise fürs Essen und Getränke sind immer fair und auf jeden Fall angemessen. Es kann jedoch sein, dass der Fruchtshake ein paar Stände weiter 10 Baht günstiger ist. Wer also sparen will sollte erst einmal die Straße komplett ablaufen und Preise vergleichen bevor er sich zum Essen niederlässt.

Einen Kritikpunkt hätte ich dann vielleicht doch: in Thailand wird alles, ja wirklich alles frittiert. Es gibt beinahe nichts, was es nicht gibt. Sogar frittierten Kuchen oder frittiertes Eis gibt es in Thailand. Nur die aus Amerika bekannte frittierte Butter habe ich noch nicht gesehen. An und für sich ist das erstmal nichts schlechtes – man muss es ja nicht essen – aber es ist einfach so unglaublich lecker, dass ich fürchte, dass mir nach Thailand die ein oder andere Hose nicht mehr passt.

Zumal Essen und Trinken einfach so günstig sind. Grillspieße und Würstchen gibt es schon ab 5 Baht pro Stück (ca. 13 Cent), Gerichte – und zwar gute Portionen – gibt es ab 35 Baht. Der Tintenfisch oben schlug zwar mit rund 2,60€ (99 Baht) zu Buche, hat mich aber auch den restlichen Abend komplett satt gemacht und war verdammt lecker.

Kunsthandwerk

Auch wenn ich eigentlich nur zum Essen auf Nachtmärkte fahre, so ist es unter besser betuchten Touristen scheinbar üblich, sich ausgiebig mit Kunst einzudecken. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum es so viele Kunsthändler in der Walking Street gibt.

Verkauft werden z. B. handgemalte Bilder, aufwendige Holzschnitzereien und Figuren aus Ton oder Metall. Um die Preise weiß ich hier nicht wirklich bescheid, da ich mich absolut nicht dafür interessiere. Wäre ja außerdem auch schwer so eine große Holztafel in meinem Handgepäck-Rucksack unterzubringen. Hinzu kommt, dass wir ja auch keine Wohnung mehr haben, wo man das gute Stück ausstellen könnte.

Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass der angesetzte Preis erstmal viel, viel zu hoch sein dürfte. Denn wie für Thailand üblich gilt auch auf dem Saturday Night Market: handeln, handeln, handeln. Gut, nicht beim Essen aber bei allen anderen Dingen, vor allem Kunst, geht das schon klar.

Kleidung und Schmuck

Wie es sich für einen großen Night Market gehört, kommt auch das Kleidungsgeschäft auf der Walking Street nicht zu kurz. Alle paar Stände kann man Hosten, T-Shirts aber auch Schmuck und sonstige Kleidungsstücke erwerben. Die Qualität reicht von miserabel über akzeptabel bis hin zu hochwertig.

Leider ist es auf den ersten Blick oftmals nicht so einfach ein akzeptables von einem hochwertigen Kleidungsstück zu unterscheiden und selbst für miserable Qualität wird oft ein Preis verlangt, der jenseits von gut und Böse liegt. Ich vermute jedoch, dass die angeschlagenen Preise nur für Touristen gelten.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Einheimische die gleichen Preise zahlen wie ein ausländischer Tourist. Nicht für die manchmal gebotene Qualität. Oder Einheimische kaufen hier einfach gar nicht erst ein – das wäre auch gut möglich. Für westliche Verhältnisse sind die Kleider aber immer noch recht günstig. So habe ich z. B. Hosen für rund 2,60€ gesehen und ein einfaches T-Shirt bekommt man manchmal schon für einen Euro.

Vorsicht vor den Fakes

Wer ein schönes, leichtes Kleidungsstück als Souvenir oder für den täglichen Gebrauch sucht, bekommt eigentlich so gut wie alles für maximal 5 bis 10 €. Bedenke jedoch, dass es sich um Massenware aus Indien oder China handelt und dass keine einzige Marke echt ist. Gibt es Markenware ist diese gefälscht, auch wenn der Verkäufer noch so oft beteuert, dass es sich um ein Original handelt!

Vor allem von Gold- und Silberschmuck aber auch von Edelsteinen würde ich hier generell die Finger lassen. Erstens ist es viel zu teuer und zweitens weiß man nicht ob es wirklich echt ist. Bevor du dich nachher ärgerst, lass dein Porte­mon­naie lieber stecken und kauf dir Schmuck lieber zu Hause beim Juwelier deines Vertrauens.

Nur weil in Asien viele Dinge günstiger sind, ist es echtes Gold und Silber noch lange nicht. Da gilt immer noch der Weltmarktpreis und ein Thai wird sicher kein Minusgeschäft machen – zumindest nicht mit Schmuck und Edelsteinen. Lediglich beim Ramsch würde ich hier zu schlagen um deinen Style während dem Urlaub ein wenig mit Kettchen, Ringen usw. zu pimpen. Viel länger als der Urlaub dürfte das Zeug eh nicht halten.

Ramsch und Souvenirs

Apropos Ramsch und Souvenirs, da wären wir schon bei der nächsten Kategorie Verkaufsstände: Souvenirs und Ramsch. Diese gibt es in nahezu allen möglichen Formen. Sonnenbrillen, Figuren, Spielzeuge, Magnete, Postkarten, seltsame Blumen deren Zweck sich mir nicht erschließt (vielleicht steckt man sie sich in die Haare? Wenn du es weißt, lass es mich wissen!) – stell es dir vor und du wirst es wahrscheinlich finden.

Auch hier gilt, dass das meiste davon Massenware aus China ist. Ich glaube dazu muss ich nicht viel sagen. Wenn du deiner Familie oder deinen Freunden etwas mitbringen möchtest, kannst du hier zuschlagen. Du bezahlst zwar einen ordentlichen Aufschlag aber dafür hast du es erledigt.

Denn alles was du hier findest, findest du auch sonst an jedem Tag irgendwo in der Stadt und das oftmals zu einem günstigeren Preis. Dafür musst du suchen oder es zufällig in einem Laden entdecken – hier auf dem Markt bekommst du alles on mass direkt vor die Nase gesetzt.

Da die Preise sehr hoch angesetzt sind, lassen sich viele Händler gut runter handeln und ist dir etwas immer noch zu teuer gehst du einfach zum nächsten Händler und versucht da dein Glück. Entweder man ruft dir hinter her und macht dir einen besseren Preis oder in Anderer macht das Geschäft mir dir.

Körperbehandlungen und -pflege

Die vorletzte Kategorie meiner Liste bedient alles rund um das körperliche Wohlbefinden. Dazu zähle ich die rudimentären Massagesalons (eine Reihe Plastikliegestühle am Straßenrand) sowie die Stände, an denen es Körper- und Gesichtscremes sowie heilende Säfte und wunderwirkende Steine gibt.

Es wunderte mich, dass wir nur eine Hand voll Massagesalons entlang der gesamten Straße gesehen haben. Aus Bangkok waren wir es gewöhnt, dass es alle 10 Meter eine Thai- oder Fußmassage gab. Stände mit Cremes, Peelings, Masken und Heilsäften waren da schon wesentlich häufiger vertreten, haben aber auch ihren Preis.

Eine einstündige Massage gibt es schon ab ca. 10 Euro. Was Cremes und Säfte kosten weiß ich nicht aber ich denke nicht, dass da etwas drin ist, was wirklich heilend wirkt. Viel eher vermute ich, dass ein Kanister Feuchtigkeitscreme aus dem Großmarkt mit Parfum und Farbstoffen versetzt und in kleine Flaschen abgefüllt wird. Die größte Wirkung wird hier der Placebo-Effekt sein.

Behinderte, Bettler und Betrüger

Etwas sauer stießen mir die ganzen Behinderten auf. Bitte versteh mich nicht falsch, ich habe absolut nichts gegen Behinderte aber wenn ich sehe, dass ohne Ausnahme alle Losverkäufer auf dem Night Market im Rollstuhl sitzen, schießt mir als erster Gedanke Mafia in den Kopf.

Behinderten Mafia in Chiang Mai

Warum habe ich in einer Woche in Chiang Mai so gut wie keinen einzigen Rollstuhlfahrer gesehen und samstagabends stehen alle 20 Meter zwei von ihnen Rücken an Rücken? Irgendwas geht da doch nicht mit rechten Dingen zu. Vor allem wenn sonst kein “normaler” Loshändler weit und breit anzutreffen ist.

In Thailand ist die Familie noch sehr viel Wert, man passt gegenseitig auf sich auf und alte und behinderte werden im sozialen Netz selbiger aufgefangen. Die öffentliche zur Schaustellung am Samstagabend dient, so denke ich, einzig und allein dazu Mitleid zu erregen um möglichst viel Geld aus den Taschen der Touristen zu ziehen.

Ich habe diverse Touristen aber keinen einzigen Local gesehen, die bei diesen armen Menschen stehen blieben und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie ihre Gewinne behalten dürfen oder durch den Verkauf ein besseres Leben führen können – sofern sie denn überhaupt ein schlechtes Leben haben.

Welchen Bettlern sollte man etwas geben?

Bettlern solltest du nur etwas geben, wenn a) du wirklich etwas geben willst und b) es dem Bettler offensichtlich schlecht geht. Müttern mit Babys auf dem Rücken, Kindern oder gesunden Menschen gibt man aus Prinzip nichts, denn sie können für sich selbst sorgen.

Schlimmer noch: Kinder gehören nach Hause und sollten spielen, nicht von den Eltern zum Betteln beauftragt werden. Babys werden regelmäßig ausgetauscht, da sie zu schnell wachsen und dann nicht mehr genügend Mitleid erregen. Außerdem gehören die erst recht ins Bett und nicht um 11 Uhr abends auf die belebte, laute Straße!

Lediglich behinderten Menschen kannst du aus Warmherzigkeit ein paar Baht zustecken um dich besser zu fühlen. Doch auch hier denke ich, dass vor allem die auf dem Markt anzutreffenden Bettler in irgendeiner Art organisiert sind und ihre Einnahmen abtreten müssen.

Betrug im Namen des Guten

Zuletzt haben wir diverse Stände der Sorte “Spende für die armen Hundewelpen” gesehen, bei denen Bilder abgemagerter, verletzter Tiere die Aufmerksamkeit der Vorbeilaufenden erregen und zum Spenden anregen sollen. Als “Dankeschön” bekommt man für einen gewissen Betrag dann z. B. einen Jutebeutel oder eine Postkarte.

Klar, es gibt Tierschutzorganisationen, auch in Thailand. Hier hatte ich aber ein ebenso ungutes Gefühl wie bei den Losverkäufern im Rollstuhl und empfehle nichts zu geben, da hier die Wahrscheinlichkeit einfach zu groß ist, dass mit Mitleid ein Geschäft gemacht wird.

Wer wirkliche Unterstützung leisten und auf Nummer sicher gehen will, kann im Internet sicherlich die passende Organisation finden, bei der man sich sicherer sein kann, dass das Geld da ankommt wo es gebraucht wird.

Schlusswort

Der Saturday Night Market in der Wua Lai Road in Chaing Mai ist definitiv einen Besuch wert. Es gibt so unglaublich viel zu entdecken und es ist der perfekte Ort um sich samstagabends sein Abendessen zu besorgen. Es gibt lokale einheimische Spezialitäten aber auch außergewöhnliches und ausländischem Essen.

Die Gerichte sind günstig, authentisch und selbst die Einheimischen kommen her um sich den Bauch voll zu schlagen. Es ist aber auch einfach lecker und die Auswahl riesig. Besser noch als im Restaurant, denn hier sieht man schon vorher was man bekommt.

Zwar verstehen viele Händler nur eine hand voll Wörter in Englisch aber man kann sich problemlos mit Händen und Füßen verständigen. Leider sind aber auch ein paar Betrüger unterwegs und es wird viel Ramsch zu überhöhten Preisen verkauft aber man ist ja nicht gezwungen etwas zu erwerben und kann auch immer handeln.

Da der Tourismus mittlerweile voll in Chiang Mai angekommen ist, ist der Nachtmarkt am Samstag entsprechend voll und Menschen mit Platzangst könnten hier schon an ihre Grenzen stoßen. Ich habe mich jedoch pudelwohl gefühlt, würde jederzeit wieder her kommen und kann einen Besuch jedem nur wärmstens empfehlen.

Teilst du meine Meinung? Hab ich etwas wichtiges vergessen? Willst du etwas los werden? Kein Problem, schreib mir doch einfach einen Kommentar. Ich freu mich auf deine Sicht der Dinge! 🙂