Letzten Samstag haben wir einen Ausflug ins rund 110 Kilometer entfernte Ybytyruzu Gebirge unternommen (100 Gummipunkte für denjenigen, der uns in den Kommentaren erklärt wie man das ausspricht). Dies hatten wir schon länger geplant und eigentlich wollten wir diesen Ausflug bereits vor einigen Wochen unternehmen.
Leider hat uns das Wetter im wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Am Samstag jedoch nicht! Es war zwar kalt (9 Grad) aber die Sonne schien, der Himmel war blau und wir waren bereit für neue Abenteuer. Dick angezogen setzen wir uns auf unser Motorrad und machten uns auf den Weg.
Schon nach den ersten Metern war uns klar, dass wir heute frieren würden – und das obwohl wir uns so dick angezogen haben wie noch nie. Jan hatte sich am Tag zuvor zum Glück noch dicke (Kunst-)Lederhandschuhe gekauft, sonst wären ihm wohl die Finger abgefallen.
Insgeheim hofften wir, dass es im Laufe des Tages noch wärmer werden würd – war es ja erst 9:30 Uhr als wir los fuhren – doch all zu groß war unsere Hoffnung auch nicht. Immerhin geht es in großen Schritten auf den Winter zu und das spiegelt sich hier auch im Wetter wieder. Dieses ist zwar generell etwas wärmer als in Deutschland aber wir finden es trotzdem ziemlich kalt – unsere Körper sind wohl einfach nichts mehr gewohnt.
Für die gut 110 Kilometer brauchten wir etwa zwei Stunden. Dabei hatten wir die Gelegenheit mal etwas anderes von Paraguay zu sehen als nur den uns schon gut bekannten Highway nach Ciudad del Este. Je näher wir dem Ybytyruzu Gebirge kamen, desto weniger Verkehr herrschte. Auch gab es weniger Häuser, die Dörfer wurden noch kleiner als das in dem wir wohnen, die Verhältnisse einfacher und die Landschaft wurde schöner und unberührter.
Das Ybytyruzu Gebirge
Das Ybytyruzu Gebirge ist ein Nationalpark in der Region Independencia, welcher erst im Jahr 1990 gegründet wurde. Seit diesem Tag ist er einer der wichtigsten Schutzgebiete Ostparaguays und bieten Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten.
Das besondere am Ybytyruzu Gebirge ist die für Paraguay eher untypische bergige Gegend. Die Berge im Ybytyruzu Nationalpark sind die eindrucksvollsten in Paraguay. Hier im Nationalpark gibt es außerdem den höchsten Berg (Cerro Tres Kandu) Paraguay und den höchsten Wasserfall (Salto Suizo) von Paraguay.
Hoch ist jedoch relativ, denn mit 842 Metern ist die Erhebung im internationalen Vergleich eher mickrig. Da das Umland zwischen 100 und 200 Metern über dem Meeresspiegel liegt, dürfte die Scheitelhöhe nochmal ein gutes Stück niedriger sein. Dennoch sticht der Hügel schon von weitem ins Auge.
Seit der Gründung des Nationalparks haben sich immer mehr Kleinbauern in dem Gebiet angesiedelt. Dies sieht man auch auf dem Weg zum Gipfel. Immer mal wieder sieht man hier und da ein kleines Häuschen, Campingwiesen und jede Menge Kühe, Hühner und Hunde – vereinzelt sogar mal ein kleines Schweinchen. Das Leben hier oben sieht sehr einfach aus und es scheint als hätten die Leute nicht viel. Es gibt noch nicht mal fließend Wasser geschweige denn Strom.
Unsere Aufstieg zum Gipfel
Nachdem wir von der Hauptstraße abbogen bestand die Straße lediglich noch aus dreck und Steinen. Bis zum Gipfel waren es laut Navi noch rund 7 Kilometer, veranschlagte Zeit rund 1,5 Stunden. Vor allem Mountainbiker, ambitionierte Läufer und Wanderer nutzen das Erholungsgebiet. Da die Straße einigermaßen gut aussah und wir nicht vor hatten zu wandern, entschieden wir uns dafür mit dem Motorrad bis ganz nach oben zu fahren.
Der Weg war ganz schön holprig und führte uns über Stock und Stein. Die Natur war einfach wunderschön und wir genossen die Fahrt. Hier und da macht wir einen Fotostop und aßen ein zweites Frühstück. Unterwegs kamen uns ein paar mal von Ochsen gezogenen Kutschen entgegen und wir trafen auf Pferde und Rinder, die am Wegesrand grasten oder mitten auf dem Weg lag und sich sonnten.
Es war wirklich traumhaft. Ab und zu sahen wir Einheimische vor ihren kleinen Bretterbuden sitzen und überall auf dem Weg nach oben standen Zitronen- und Orangenbäume am Straßenrand. Es war definitiv die richtige Entscheidung diesen Ausflug zu machen.
Der Weg nach oben wurde aber auch immer schlammiger, steiniger und steiler, sodass wir am Ende tatsächlich 1,5 Stunden brauchten um oben anzukommen. Ich musste sogar einige Male absteigen, weil der Weg zu steil war und wir schon mit dem Vorderrad abhoben.
Oben auf dem Gipfel gab es erstmal keine Aussicht und wir hatten fast schon etwas Angst nicht für dies anstrengende Fahrt belohnt zu werden. Doch da kam uns schon ein mann entgegen und öffnete uns ein Tor. Um etwas zu sehe mussten wir also erst mal etwas bezahlen.
Pro Person 20.000 Guarani (3,20€) – dafür hätten wir allerdings auch dort Campen dürfen. Nachdem wir geparkt hatten und ein paar Schritte gegangen sind, sahen wir, dass es sogar kleine Hütten zum Übernachten gab. Selbst ein kleines Freiluftrestaurant war vorhanden. Mensch, hätten wir das doch nur vorher gewusst und wäre es nicht so kalt gewesen, wir wären definitiv eine Nacht hier geblieben.
Wir liefen vorbei am Campingplatz mit Feuerstelle und ausreichend Sitzgelegenheiten und kamen endlich zu unserer erhofften Aussicht. Und ja, das war wirklich eine Aussicht. Bei blauem Himmel und Sonnenschein war es möglich mehrere hundert Kilometer weit zu gucken.
Das Beste war, dass wir fast nur Natur gesehen haben. Hier und da gab es ein paar vereinzelte Häuschen, aber das meiste der Landschaft war wirklich noch unberührt. Wir setzen uns auf eine Bank und genossen die warme Sonne auf unsere Haut.
Es dauerte nicht lange da wurden wir auch schon von den ersten einheimischen angesprochen. Diese sprachen sogar englisch – die ersten Paraguayer die Englisch sprachen. Wir unterhielten uns etwas mit ihnen, Jan machte Fotos für sie und am Ende wollten sie unsere Handynummer für den Fall, dass wir mal in ihrer Nähe sind.
Sie leben in Encarnacion, ca. 300 Kilometer entfernt vom Nationalpark. Nach diesem Gespräch verschwanden sie wieder und wir hatten die Aussicht ganz für uns alleine. Wir nutzen die Chance und machten noch ein paar Fotos und Videos.
Es dauerte einige Zeit bis auch wir uns wieder auf dem Weg zu unserem Motorrad und damit auf den Weg nach unten machten. Berg runter war zum Glück wesentlich einfach und es ging schneller vorwärts als hoch. Jedoch brauchten wir auch hier knapp eine Stunde. Jetzt wollten wir eigentlich noch zum nahe gelegenen Wasserfall Salto Suizo fahren. Auch hier bestand die Straße wieder nur aus Schlamm, Dreck und Steinen.
Kurz vorm Ziel (ca. 2,5km) kamen wir an einem größeren Fluss, welcher die komplette Straße verschlungen hatte. Da war mit Motorrad leider kein durchkommen. Zumindest wollten wir es nicht riskieren stecken zu bleiben, zu versinken oder uns komplett nass zu machen – war es schließlich immer noch recht kalt. So mussten wir leider umdrehen obwohl wir diesen Wasserfall wirklich gerne gesehen hätten, schließlich ist er der höchste Paraguay – naja kommen wir halt ein anderes Mal wieder.
Da wir auch nicht alles vom Nationalpark gesehen hatten und auch unbedingt den Wasserfall begutachten wollen haben wir schon beschlossen, sobald es wieder wärmer wird nochmal einen Ausflug dorthin zu machen. Vielleicht ja sogar mit Übernachtung auf dem Gipfel des Berges.
Da es aber erst Nachmittag war, wollten wir den Heimweg noch nicht sofort wieder antreten. Statt dessen fuhren wir ins nahegelegene Villarica, denn dort sollte es, so hörten wir, eine ganz besondere Attraktion geben, die wir uns auf keinen Fall entgehen lassen wollten.
Was wir dort sahen, erfährst du aber erst das nächste mal in einem separaten Beitrag.
Nachdem wir dort fertig waren machten wir uns auf den Rückweg. Die Sonne begann bereits unter zu gehen und es wurde von Minute zu Minute kälter. Puh, was haben wir unterwegs gefroren. Trotz 2 Hosen und 2 Pullis. Eine Stunde nach Sonnenuntergang kamen wir total durchgefroren zu Hause an. Trotz Kälte und tauben Gliedmaßen waren wir beide uns einig, dass es ein sehr schöner und erlebnisreicher Tag war.
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Cerro Akatî 🙂 Wunderschön da oben!