Wochenrückblick vom 13.03.17 – 19.03.17
In dieser Woche haben wir Brasilien verlassen, sind zu Fuß über die angeblich ach so gefährliche Grenze zu Paraguay und haben ein tolles neues zu Hause gefunden, in welches wir uns sofort verliebt haben.
Am Montag war soweit und wir haben Brasilien den Rücken zugekehrt. Unsere sieben Sachen hatte ich bereits am Vorabend gepackt, so dass wir morgens nur noch unsere Kulturbeutel und Schlafsachen in den Rucksack schmeißen mussten und so konnten wir pünktlich um 8 unser Airbnb verlassen.
Normalerweise haben wir solche Grenzübergänge mit vorher gebuchten Touren oder mit dem Flugzeug unternommen. Dieses mal war es jedoch anders. Von Foz do Iguazu fuhren wir mit dem Local Bus bis zur Grenze und reisten dort ziemlich schnell und unproblematisch aus Brasilien aus.
Das war gar nicht so einfach, denn unser Spanisch ist immer noch nicht gut genug um uns zu verständigen. Na ja, in Brasilien spricht man ja sowieso kein Spanisch aber Portugiesisch ist relativ ähnlich und in Grenzregionen versteht man beide Sprachen problemlos.
So erklärte Jan dem Busfahrer mit Händen und Füßen, dass wir an der Grenze aussteigen mussten um uns den Ausreisestempel zu holen. Normal hält der Bus nämlich nicht an der Grenze sondern fährt direkt durch bis nach Paraguay. Die beiden Länder haben ein Abkommen, so dass die Einheimischen einfach so ein und ausreisen können ohne jedes Mal zur Immigration zu müssen.
Mit dem brasilianischen Ausreisestempel im Pass ging es zu Fuß weiter über die sog. Freundschaftsbrücke zwischen Brasilien und Paraguay. Wir haben oft gelesen, dass man hier als Tourist höllisch aufpassen muss und es sehr gefährlich wäre, aber die Wahrheit ist, dass es absolut sicher ist und man sich keine Sorgen machen muss.
An beiden Enden der Brücke stehen Polizisten und Grenzbeamte und wir fühlten uns generell sehr sicher. Niemand quatschte uns an und wir folgten einfach den Locals. Der Weg war eigentlich auch recht einfach, ging es ja schließlich nur gerade aus. Den Locals zu folgen sollte später jedoch noch mächtig in die Hose gehen.
Am anderen Ende der Brücke waren wir dann auch schon in Paraguay. Wir gingen zur Immigration und reisten offizielle in Paraguay ein. Dies war genau wie in Brasilien ziemlich schnell, einfach, unproblematisch und kostenlos. Es dauerte keine zwei Minuten und wir hatten einen neuen Stempel im Pass, da außer uns niemand einen Stempel brauchte.
Als wir auf der brasilianischen Seite aus dem Bus ausstiegen, gab uns der Busfahrer ein Ticket für die Weiterfahrt. Wir hätten eigentlich schon dort einen Bus anhalten können aber wir wollten unbedingt zu Fuß über die Brücke. In Paraguay wollte der Bus trotz Winken nicht einfach so anhalten, wie er es auf der brasilianischen Seite für jeden tat, der am Straßenrand kurz vor der Grenze die Hand raus hielt.
Statt dessen mussten wir noch ein Stück die Straße weiter laufen, wo der Bus an einer offiziellen Haltestelle anhielt. Mit dem Ticket konnten wir problemlos einsteigen und fuhren weiter in Richtung Bus Terminal in Ciudad del Este.
Im Bus waren wieder nur Einheimische unterwegs. Wir entdeckten eine Frau mit großem Koffer und dachten, sie muss bestimmt auch zum Busbahnhof. Sie sah wenigstens ein kleines bisschen touristisch aus. Irgendwann hielt der Bus und alle verbleibenden Insassen stiegen aus. Auch besagte Frau mit großem Koffer.
Wir dachten “Okay, das muss dann wohl die Endstation, das Bus Terminal sein.” und stiegen ebenfalls aus. Tja, dumm gelaufen, denn der Bus fuhr weiter und die Frau fiel einer anderen Frau – ich denke es war ihre Mutter – in die Arme. Scheinbar wohnt sie in Ciudad del Este und stieg in der Nähe ihrer Wohnung aus.
Da standen wir nun, mitten in der Stadt und mussten uns erst einmal orientieren. Es stellte sich heraus, dass der Busbahnhof noch 2 Kilometer entfernt war. Also machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Am Busbahnhof angekommen liefen wir erstmal komplett einmal um den ganzen Bahnhof rum, ehe wir den Eingang fanden.
Mit Händen und Füßen haben wir es dann sogar geschafft uns ein Busticket zu besorgen und saßen keine zehn Minuten später im Bus in Richtung nirgendwo. Wir fragten mehrmals nach ob der Bus auch wirklich dort hin fuhr, wo wir hin wollten und wurden dafür (auf freundliche Weise) ausgelacht, weil man uns unsere Angst am Ende ganz wo anders anzukommen wohl deutlich ansah.
Man versicherte uns, dass wir im richtigen Bus saßen und so tuckerten wir nach kurzer Wartezeit los. Der Bus war zwar auch ein Einheimischen-Bus, jedoch schon etwas luxuriöser. Er hatte zwei Etagen und erinnerte an die gewohnten, europäischen Reisebusse. Es gab sogar eine Toilette.
Die Busfahrt dauerte knapp drei Stunden und zwischendurch hielten wir in jedem größeren oder kleineren Dorf. Gelegentlich stiegen Straßenhändler ein und liefen einmal durch den Bus um Lebensmittel und andere Waren zu verkaufen. Von Brötchen über Sonnenbrillen hin zu Zahnpasta und Zahnbürsten war alles dabei.
Unsere Fahrt endetet in Doctor Juan Eulogio Estigarribia, unserem neuen zu Hause für die nächsten Wochen. Ein recht kleiner Ort. Noch wesentlich kleiner, als der Ort aus dem wir in Deutschland kommen. Laut Wikipedia gibt es hier 36.000 Einwohner (in der Region). Dabei geht man aber von 214 km² aus. Der eigentlich Ort ist aber kaum größer als 10 km² und beherbergt damit wahrscheinlich eher so um die 2.000-3.000 Einwohner.
Am Busbahnhof sollte uns unser Airbnb Host abholen und uns zu unserem neuen Haus bringen. Da wir kein Internet hatten um ihr bescheid zu sagen, dass wir schon früher als erwartet angekommen sind, mussten wir uns erstmal irgendwie eine Sim Karte fürs Handy besorgen.
Mit Händen und Füßen fragten wir uns durch und kamen schließlich zu einem kleinen Handyladen. Wir sprachen kein spanisch, er sprach kein englisch und irgendwann fing er an einzelne Worte auf Deutsch zu sagen. Mit einem Mix aus allen drei Sprachen haben wir es dann tatsächlich geschafft und hatten nach einer halben Stunde eine SIM mit Internet.
Jetzt konnten wir unserem Host bescheid geben, dass wir angekommen sind. Etwa 30 Minuten später wurden wir von Aurelia abgeholt und zu unserem Haus gebracht. Sie öffnete das Tor, unsere Augen wurden groß und unser Mund stand ganz weit auf. Was für ein wahnsinnig tolles Haus!
Großer Garten, eigener privater Pool und ein riesiges Haus – was will man mehr. Wir waren total begeistert und fühlten uns auf Anhieb gleich wie zu Hause. Aurelia zeigt uns kurz alles und als sie Weg war, zogen wir uns unsere Badesachen an und gingen in den Pool.
Wir waren glücklich uns für Paraguay und das Haus entschieden zu haben. Es fühlte sich gleich wie unser zu Hause an, wie nach etwas, was wir gefunden aber nie gesucht haben. Normalerweise sehen Airbnbs auf den Bildern immer schöner aus als in Echt aber hier war es genau andersrum.
Die restliche Woche verbrachten wir mit Arbeiten, chillten im und am Pool, erkunden unsere Gegend und lagen im super gemütlichen Bett und schauten Serien und Filme. Die Gründe warum wir für einen Monat nach Paraguay gegangen sind, sind:
- Paraguay ist absolut nicht touristisch
- Paraguay ist günstig
- Paraguay ist einfach schön und das wichtigste
- Wir brauchen Zeit zum arbeiten
Wir stehen mit unserem Online Business immer noch ziemlich weit am Anfang und können unseren Lebensunterhalt damit noch lange nicht finanzieren. Wir haben zwar viele Ideen und es kommt bereits ein gewisses, wenn auch kleines, passives Einkommen herein, auf Reisen hat man jedoch oft nicht die Zeit wirklich viel zu schaffen, da man von A nach B reist und unterwegs ja auch etwas sehen möchte.
Aus diesem Grund wollten wir einen Ort, an dem wir etwas länger bleiben können und ich glaube hier haben wir ein wunderschönes Fleckchen gefunden, wo man es gut aushalten und etwas schaffen kann. Jan programmiert fleißig, schreibt an seinem ersten Buch und wird bald mit einem Onlinekurs anfangen, da eine seiner großen Leidenschaften das Vermitteln von Wissen ist – besonders solches, welches er sich hart selbst aneignen musste weil es keine geeigneten Lehrmittel dazu gab.
Ich habe derweil viel mit diesem Blog hier zu tun, arbeite weiter an verschiedenen Nischenseiten und habe bereits Ideen für andere Projekte. Darüber hinaus müssen wir beide noch wahnsinnig viel lernen. Dinge, die man in der Schule und im Studium nicht beigebracht bekommt. Dinge, wie man sie z. B. nur aus guten Büchern oder von Mentoren lernen kann.
Nach dieser Woche haben wir uns schon so in diesen kleinen Ort und die recht einfachen Verhältnisse hier verliebt, dass wir die Zeit hier einfach mal so um einen weiteren Monat verlängert haben. Das ist zwar vielleicht nicht so toll für unsere YouTube Zuschauer, die gerne abwechslungsreiche Videos sehen, aber für uns fühlt es sich einfach richtig an, noch eine Weile hier zu bleiben.
Wir spielen sogar schon mit dem Gedanken, bis zu 6 Monate im Land zu bleiben, uns ein Motorrad zu kaufen und die Straßen unsicher zu machen. Es soll auch ein paar deutsche Siedlungen geben, da könnte man doch prima mal eine Wochenendtour hin unternehmen, nicht wahr?
Hallo ihr beiden, da habt ihr ja ein schönes Fleckchen Erde gefunden.
Grüssen von Anita